Gewächshaus

Ein Folientunnel-Gewächshaus stand früher für einige Jahre im Kleingarten meiner Eltern und versorgte uns mal mehr mal weniger gut mit Gurken und Tomate.
Nun soll es als Erinnerungsmodell im geplanten Kleingarten auf der linken vorderen Ecke der Anlage wiederauferstehen.

Material:
– Büroklammern, ca. 9 Stück, kleine Exemplare, sonst ist der Draht im Modell zu dick, alternativ: Kupferdraht versilbert 0,8 mm Durchmesser
– Lötzinn und Lötfett
– matt-durchsichtige Folie, ich fand ein ungeknittertes Stück strapazierfähiger Bau- und Malerabdeckplane
– Sekundenkleber

Werkzeug:
– Feinmechaniker-Flachzange, kaum geriffelt
– watenfreier Seitenschneider
– ein rundes Gefäß mit etwas kleinerem Durchmesser, als das Gewächshaus haben soll
– Lötkolben
– Folienstift
– Schere und Nagelschere
– Holzspieß
– dritte Hand

Zuerst habe ich die Büroklammern mit der Flachzange absolut gerade gebogen oder besser gerade gepresst, indem ich alle Biegungen sowohl quer als auch längs in die Zange nahm.
Die Grundfläche besteht aus zwei scharf rechtwinklig gebogenen Drähten. Die Fläche meines Exemplars beträgt 37 x 50 mm. In Natura wären das ca. 3,20 m mal 4,35 m. Das Vorbild im elterlichen Garten war wohl ca. 3m mal 3m, aber die quadratische Form fand ich dann doch eher Gewächshaus-untypisch. Die Maße kann man ja an seine Gegebenheiten anpassen.
Die drei Bögen, die dem Gewächshaus die Tunnelform geben, habe ich mit Hilfe eines kleinen Arzneifläschchens, welches einen ein paar Millimeter geringeren Durchmesser hatte, als mein Gewächshaus haben soll, rundgebogen. Der gebogene Draht federt ja wieder etwas auf. Trotzdem wird man um die Nachkorrektur mit der Flach- oder Spitzzange nicht umhin kommen, da sich die aufgebogenen Stellen der Büroklammern leichter wieder krümmen.
Sind die Halbkreisbögen dann auch als solche zu erkennen, geht es an das Kürzen der Drahtenden. Ein Modellbahnmännchen sollte mindestens bequem aufrecht im Gewächshaus stehen können. Mein Folientunnel ist 27 mm hoch, also 2,35 m – da haben die Pflänzchen genug Platz zum Wachsen. Alle drei Bögen sind nun auf einheitliche Form und Maß zu bringen.

Nun geht es ans Löten. Erst das Grund-Rechteck, dann den mittleren Bogen. Die Mitte am besten mit dem Folienstift markieren. Bei elektronischen Schaltungen verpönt, hier dringend erforderlich: Lötfett. Sonst nimmt das Metall der Büroklammer die winzigen Kleckse Lötzinn nicht an und alles fällt bei geringster Belastung wieder auseinander.
Bis die Bögen senkrecht auf der Grundform stehen, können u.U. mehrere Versuche notwendig sein.
Dann die äußeren Bögen, und hier zuerst an den ungelöteten Ecken des Grund-Rechtecks. Denn jetzt kommt die möglicher Weise schwierigste Stelle, da wo drei Einzeldrähte aufeinander treffen. Nur Mut, ein ruhiges Händchen und einen kleinen Schlitzschraubendreher zum Zurechtrücken der Drahtenden.

Weiter geht es mit den Längsstreben – der einen oben und den zweien auf halber Höhe. Diese habe ich erst jetzt auf Länge gekürzt. Sie sollten natürlich nicht überstehen. Mit etwas Lötfett an den Enden lassen sie sich gut ausrichten, denn sie haften so auf den Bögen. Mit dem Schlitzschraubendreher in der Mitte leicht angedrückt, sollten sie beim Löten nicht verrutschen.

Jetzt kommen noch die Türrahmenstreben an die Reihe. Die zwei senkrechten habe ich außen aufgelegt, die Querstrebe wieder innen. Wenn ich nochmal ein solches Gewächshaus baue, dann versuche ich die Streben zwischen die äußere Begrenzung zu setzten, damit die Stirnseite plan wird und sich die Folie glatter auflegen lässt. Dazu würde ich die Konstruktion mit der Türstirnseite auf eine hitzebeständige Unterlage legen und sozusagen von innen löten. Aber so geht es auch.

Wenn übrigens was nicht ganz gerade oder winklig zueinander ist, macht das nichts. In Natura sind diese Stahlrohrgewächshäuser auch immer etwas krumm und schief – spätestens nach dem ersten Sturm.
Viel wichtiger ist, bevor der Lötkolben erkaltet, bei zu dick geratenen Lötpunkten wieder etwas Lötzinn wegzuziehen. Im Extremfall kann man auch mal mit dem Seitenschneider versuchen, was wegzuknipsen. Und wenn sich dabei doch wieder eine Strebe lösen sollte, heißt es, geduldig nachlöten.

Jetzt fehlt noch die Folie. Zu klar durchsichtig sollte sie nicht sein und auch nicht zu dünn und möglichst wenig geknittert. Ich habe lange gesucht, bis ich eine strapazierfähige Malerabdeckplane entdeckte, mit der ich eine Kellertür für eben Malerarbeiten abgeklebt hatte. So dünne Leichtfolien für Malerarbeiten oder auch Frühstückstüten gehen nicht. Eher Gefrierbeutel oder ähnliches.
Die drei Folienstücke habe ich nur grob zugeschnitten. Der Feinschnitt erfolgte mit einer Nagelschere nach dem Kleben.

Meine ersten zwei Klebeversuche gingen schief. Sowohl beim lösungsmittelfreien Vielzweckkleber als auch beim lösungsmittelhaltigen Alleskleber (beide sollen angeblich Metall und etliche Kunststoffe kleben können) hielt die Folie einfach nicht. Erschwert wird das ganze natürlich durch die winzigen Klebepunkte auf den Lötstellen und die dünnen Kleberfäden auf den Streben – man will ja den Kleber hinterher nicht wirklich sehen.
Erst mit Sekundenkleber hatte ich Erfolg. Da der aber fast wie Wasser ist, muss man noch dosierter auftragen. Überschüssiges bitte bloß nicht mit den Fingern wegwischen – ist Teufelszeug.

Nachdem die Stirnseiten hielten, habe ich die überstehende Folie mit einer Nagelschere abgeschnitten.
Die große Tunnelfolie habe ich in zwei Etappen festgeklebt. Erst auf und in dem Bereich der oberen Längsstrebe und den zweien auf halber Höhe, dann links und rechts bis zu den Bodenstreben. Nach dem geduldigen Trocknen habe ich auch hier die überstehende Folie abgeschnitten, aber so, dass keine Lücken zwischen den Folienstücken entstehen.

Anstatt einer ebenfalls aus einer Büroklammer gebogenen und mit Folie bespannten Tür habe ich mich dann doch für das nach oben Aufrollen der Türfolie entschieden. So kann man besser in das Gewächshaus hineinsehen, ob die Tomaten schon reif und die Gurken schon groß genug für eine Ernte sind.
Die Pflänzchen sind schon bestellt, aber es wird noch etwas dauern, bis sie im Folientunnel-Gewächshaus des Modellbahn-Kleingartens treiben können.