Drei Schlösser – drei Geocaches

Nein, hier geht es nicht um Lockpicking (zu Deutsch Schlossknacken), die „kleinkriminelle“ Unterart des Geocachings. Ich möchte Euch von meiner spontanen kleinen Geocaching-Tour rund um und in Dornburg an der Saale in Thüringen mit seinen drei Schlössern berichten.

Wie so oft war der Ausflug nicht geplant. Ich hatte in der Nähe zu tun und die Arbeiten waren – völlig untypisch – eher erledigt als gedacht.
Der für einen Geocaching-Süchtigen obligatorische Blick auf die Dosen-Karte der Umgebung zeigte drei Geocaches an, die sich gut mit einem Besuch der Schlossanlagen verbinden ließen. Irgendwie wollte ich mir Dornburg schon immer mal anschauen – wo hat man schon so eine Schloss-Dichte (außer an den vielen urbanen Brückengeländern neuerdings ;-)) .
Für Mitte Dezember war es ungewöhnlich mild und die Sonne lachte. Also los!

Kommt man nach Dornburg rein oder vom Saaletal hoch, dann kann man der Beschilderung zum Touri-Parkplatz folgen, muss es aber nicht. Wenn nichts los ist, kann man auch zentrumsnaher parken (siehe Parkplatz-Koordinaten am Ende des Textes). Den Rest kann man bequem erlaufen, denn die Stadt hat eher die Größe eines Dorfes.

Mit der digitalen Karte in der Hand steuerte ich den ersten der drei Geocaches, GC5GK16 „Dornburger Promenaden“ an.

Die Schönheit der Dose wird leider durch eine Tüte verhüllt.

Die Schönheit der Dose wird leider durch eine Tüte verhüllt.

An diesem zu einer sonstigen Jahreszeit sicherlich lauschigen Plätzchen musste ich meinen Geocacher-Instinkten folgen, denn das Smartphone-GPS wollte partout bei „30 Meter bis zum Ziel“ bleiben, egal wohin ich lief. Vermutlich standen wieder zu viele Bäume (ohne Laub) rum und das Gelände war keine Bergspitze – hrrgg.
Ich hätte ja auch das mitgeführte Garmin-GPS anzuschmeißen und füttern können, doch es war nicht notwendig. Das mit einer netten Bastelarbeit getarnte Döschen lag an einer Stelle, die jedem Geocacher sofort auffallen müsste.

historischer Picknickplatz

historischer Picknickplatz

Nach dem Eintrag im Logbuch und dem Wiederverstecken schaute ich mir noch etwas genauer die Umgebung an. Die Stelle war vermutlich ein Erlebnispunkt an einer wie auch immer gearteten Schlosspromenade. Bei ausreichenden Niederschlägen konnte und kann man auf eine aus mehreren Wasserkaskaden bestehende kleine Klamm oder Schlucht schauen.

Von hier aus verzweigen sich einige schmale Wege in das Schlucht- und Steilhanggelände, die wohl annodazumal von den Herrschaften und Besuchern der Schlösser zum Lustwandeln genutzt wurden. Internet, Fernsehen und Geocaching gab es ja damals nicht. Da musste man anderweitig für Vergnügungen sorgen.

Alte Bäume am Wegesrand

Alte Bäume am Wegesrand

Ich wählte den obersten dieser Wege, um zum Geocache GC5K71A „Unter dem Schwindelplatz“ zu kommen. Er ist laut Karte zwar etwas abseits gelegen, aber doch nicht zu weit weg. Listing und Logs machten neugierig auf schöne Ausblicke und schon am Wegesrand gab es interessante Fotomotive.

Am Aussichtspunkt angekommen, bot sich mir ein phantastischer Panoramablick über das Saaletal mit einer großen Flussschlinge, den Ort Dorndorf-Steudnitz und ganz links die drei Dornburger Schlösser wie auf einer Perlenschnur. Wenn alles grünt und blüht, sieht es sicherlich noch schöner aus. Doch hochgewachsene Laubbäume werden dann den Blick auf die Schlösser verdecken.

Ein toller Panoramablick über's Saaletal.

Ein toller Panoramablick über’s Saaletal.

Drei auf einen Streich.

Als es dann ans Dosensuchen ging, stellte ich fest, dass ich sozusagen in der falschen Etage bin. Unterhalb gab es wohl noch einen Aussichtspunkt. Hinunter führte ein extrem steiler Weg ohne Stufen, mit schlammigem Erdboden, bedeckt mit viel Laub. Am Anfang konnte ich mich noch von Baum zu Baum hangeln, aber dann gab es ein paar Meter nicht mehr zum festhalten – hui. Diese sportliche Einlage könnte die Terrainwertung von 3,5 erklären.

Heil unten angekommen schaute ich mir den Hint an und da war doch tatsächlich eine Wegbeschreibung drin. Ich hätte an einer Weggabelung, die ich nicht wirklich wahrgenommen habe, den unteren Weg nehmen sollen. Aber dann wäre ich nicht zu dem definitiv schöneren oberen Aussichtspunkt gekommen. Wie dem auch sei – Wegbeschreibungen sind im Listing besser aufgehoben.

Vorher - Nachher

Vorher – Nachher

Das Döschen selber war so gar nicht versteckt, so dass ich dann beim Zurücklegen für etwas Tarnung sorgte. Sonst bin ich ja nicht so für’s Besserverstecken und ärgere mich ein wenig, wenn das bei meinen eigenen Caches gemacht wird, aber hier war es für den Erhalt sicherlich notwendig. Ich habe sowieso den Verdacht, dass so kleinen, zur Tarnung vor einen Cache gestapelte Steine gerne mal durch Wettereinflüsse oder Kleingetier wegrutschen.

Dieses Döschen ist wieder ein schönes Beispiel für: „Ohne Geocaching wäre man an diesen besonderen Ort nie hin gekommen.“

Jetzt aber rüber zum „Finale“: GC1RRDM „Dornburger Schloßcache!
Da ich keine Lust und Zeit hatte, eine Abkürzung durch die Schlucht zu suchen, ging ich wieder zurück über Geocache Nr. 1 in Richtung Schlossansammlung.

Das Renaissance-Schloss

Das Renaissance-Schloss

Die umgebende Parkanlage hat täglich von 9 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet. Mein Weg führte mich zu erst am Renaissance- bzw. Goethe-Schloss entlang. Den zweiten Titel hat es erhalten, weil Goethe den Sommer 1828 hier verbrachte. (Ob Natur- und Geologie-Freund Goethe in heutiger Zeit wohl Gefallen am Geocaching gefunden hätte?)

Weinbergterrassen

Weinbergterrassen

An der Oberkante des mit Weinstöcken bepflanzten Steilhanges ging es weiter zum Rokoko-Schlösschen. Es ist das mittlere und jüngste der drei Schlösser und sozusagen Wohnsitz dieses Geocaches. (Ach ja, und Goethe war auch schon hier – wer hätte das gedacht?)
Jahreszeit- und Wochentag-bedingt war schön wenig los. So konnte ich in Ruhe überlegen, wo der Kleine sich denn verstecken könnte. Die Position des Dosen-Symbols auf meiner Offline-Karte irritierte mich erst mal. Soll ich dem Schloss etwa auf’s Dach steigen oder da rein? Die Kellereingangstür war ja offen. Aber das Spoilerbild brachte mich auf den richtigen Weg. Ein freches Versteck, aber es funktioniert seit vielen Jahren. So gefällt mir das.
Leider war auch hier, wie bei den anderen, die typbedingt undichte Dose in eine Tüte gehüllt. Das scheint hier wohl üblich zu sein.

Rokoko vom Feinsten

Rokoko vom Feinsten

Zum Glück ist noch nicht alles wegrenoviert.

Zum Glück ist noch nicht alles wegrenoviert.

Das dritte Alte Schloss erreicht man nach einem kurzen Flaniergang durch die Gartenterrassen. Es ist zwar ein großer Gebäudekomplex aus dem 16. Jahrhundert, aber architektonisch recht unspektakulär. Die Geschichte dieses Ortes geht natürlich noch viel weiter zurück und ist mit einer Königspfalz unter den Ottonen und zahlreichen Reichstagen des Heiligen Römischen Reiches sehr bedeutend. Im Ortskern mit einem erstaunlich großen, aber völlig verlassen wirkenden Marktplatz findet man einige Infotafeln zu den jüngsten archäologischen Ausgrabungen.

Da sich um diese Jahreszeit die Sonne schon sehr früh hinterm Horizont verdrückt, bleibe ich auch nicht länger und trete den Rückweg an. Eine kleine Stärkung hätte noch gut getan, aber die ganz wenigen Läden und Lokale hatte alle geschlossen. In der Sommersaison wir hier sicherlich mehr geboten und es ist alles noch etwas schöner anzuschauen. Bestimmt ergibt sich dann mal eine Gelegenheit, mit der Familie hier her zu kommen. Die Geocaches „muss“ ich dann zum Glück nicht mehr suchen, was angesichts der größeren Muggelzahl schwieriger sein dürfte.

In Summe kann ich einen Geocaching-Ausflug nach Dornburg an der Saale wärmstens empfehlen, wenn Ihr in der Gegend seid, und wenn es Euch nicht nur ums Dosensuchen geht, sondern auch um Naturerlebnis, Kultur, Geschichte und Erholung.

Auf geht’s!

Euer CacheGeyer

Die Sonne geht viel zu früh unter.

Die Sonne geht viel zu früh unter.

Parkmöglichkeiten: N 51 00.404 E 011 39.762 (P1), N 51 00.361 E 011 39.691 (P2), Darstellung auf Flopps Karte
Gastronomie: Gaststätte Am Brauhaus, Restaurant Schlossberg, Ratskeller Dornburg
Link-Tips: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten – Dornburg, Thüringer Tourismusverband Jena-Saale-Holzland e.V.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert