meinereiner

Im Forum „geoinfection“ habe ich mich bei meiner „Einlieferung“ mal wie folgt vorgestellt:

(Geo)Infiziert wurde ich im Sommer 2010 durch das bloße Anfassen (?) oder Lesen (!) einer Bahnzeitung, in der ein kurzer Artikel übers Geocaching stand. Auf meinen vielen Dienstreisen in eine Stadt in Süddeutschland wollte ich abends nicht im Hotel hocken, hatte mir aber auch schon alles angeguckt, was es da so zu sehen gab. Das mal auszuprobieren, war also eine willkommene Abwechslung.

Gut, mein (Geo)Immunsystem war schon etwas geschwächt, weil mich Geographie und Kartographie schon als Jugendlicher interessiert hatten und ich im Studium und meinem ersten Arbeitsverhältnis schon reichlich mit Koordinaten etc. in Berührung gekommen bin. Ich war also leichte Beute.

Die Inkubationszeit betrug bei mir so ca. 1 und ¼ Jahr. Sie war also im Vergleich zu manch anderen Geocachern erstaunlich lang. Mein Nokia N95, was ich damals benutzte, machte es mir aber auch nicht leicht: erst Koordiantenformat umrechnen, dann alles eintippen und viel zu viele Meter vorm Ziel meldete es „Ziel erreicht“ und hörte einfach auf mit der Zielnavigation.
Komischer Weise endete die Inkubationszeit mit der Anschaffung neuer leistungsfähigerer Endgerätehardware. Seither zeigt die Krankheitskurve nur nach oben.

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OK, manch einer der Leidensgenossen wird lachen angesichts der sonst üblichen Krankheits- oder Suchtindikatoren, wie der Fundzahl oder meinem Mittl. Dif./Ter. von 1,63 / 1,67. Aber bei mir äußern sich die Symptome der GeoInfektion etwas anders.

Ich bin zwar ausgesprochener Genusscacher mit leichtem Hang zur Sissi-artigkeit. Das ist aber um so schlimmer, weil durch mangelnde Lücken im Raum-Zeit-Kontinuum erhebliche Potentiale zwanghaft unterdrückt werden.

Im Keller lagert schon eine nicht mehr zu übersehende Menge potentieller Cachecontainer, und sie werden im Durchschnitt immer größer. Warenlieferungen mit lebensnotwendigem Geocaching-Bedarf werden an der absolut (geo)infektionsresistenten Frau vorbei in den Keller geschleust.
Ich hab so viele Cache-Ideen im Kopf, dass ich die nächsten Jahre locker mit deren Realisierung zu tun hätte. Und fast täglich kommen neue hinzu.

Ich überlege schon krampfhaft, wie ich bei den nächsten Familienausflügen, in die immer geschickt mit dem Besuch von Cache-Lokationen verknüpft werden („Ach, so ein Zufall, hier liegt ja auch ein Cache!“), meine Frau davon ablenken oder abhalten kann, die Dosen vor mir zu finden. Völlig immun und ohne GPS guckt sie irgendwo hin, greift zu und ruft „Suchst du das hier?“. Nein, nein, so geht das Spiel nicht!

Die ersten Mysteries an potentiellen Urlaubsorten sind schon gelöst, da habe ich noch gar keine Unterkunft gebucht.

Nachts träume ich vom Geocachen. Typisches Traumbild ist eine total vermuggelte Innenstadt, in der ich auf Suche gehe. Alptraumartig wird es, wenn ich den Cache wegen widriger Umstände nicht wieder zurücklegen kann. Oder einmal hab ich geträumt, dass ich einen kleinen Cache aus Versehen nicht zurückgelegt und mit nach Hause genommen habe. Dummer Weise habe ich ihn erst Tage später in den Tiefen eines Rucksackes wieder gefunden, während ich mich schon gewundert habe, weshalb er nach mir nicht mehr gefunden wurde. Völlig durchgeschwitzt bin ich aufgewacht.

Wärend des Zähneputzen und in manch anderer freien Minute ziehe ich mir auf Youtube Videos zum Thema Geocaching rein. Und bestimmten Geocaching-Foren statte ich fast täglich einen Besuch ab.

Hoffnung auf Heilung habe ich nicht mehr, es sei denn Groundspeak geht Pleite oder ein zu heftiger Sonnensturm macht die heiligen GPS-Satelliten kaputt. Oh Gott, schon wieder ein Alptraum!